Drastischer Wechsel in zwischenmenschlichen Beziehungen

Ein drastischer Wechsel in zwischenmenschlichen Beziehungen ist ein bedeutsames Merkmal der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Menschen mit dieser Störung zeigen eine Tendenz dazu, ihre Ansichten und Gefühle über andere Personen auf extremere Weise zu verändern. Dieses Phänomen wird auch als "Splitting" bezeichnet.

Das Splitting beinhaltet eine ausgeprägte Polarisierung der Wahrnehmung und Bewertung von anderen Menschen. Zum Beispiel können Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung anfangs eine Person idealisieren und sie als perfekt, liebevoll und großartig wahrnehmen. Sie könnten diese Person als ihre Rettung betrachten und hohe Erwartungen an die Beziehung knüpfen.

Jedoch kann sich diese idealisierende Sichtweise plötzlich und unerwartet ändern. Die betroffene Person kann von einem Moment auf den anderen ihre Meinung über die gleiche Person drastisch verändern und sie abwerten. Diese Abwertung kann dazu führen, dass sie die Person als fehlerhaft, böse oder sogar als Feind betrachten. Die Veränderungen in der Wahrnehmung können in kurzer Zeit erfolgen und sind häufig nicht rational oder objektiv begründet.

Diese drastischen Wechsel in der Wahrnehmung können zu instabilen und turbulenten zwischenmenschlichen Beziehungen führen. Die betroffene Person kann in der Interaktion mit anderen unberechenbar und verwirrend sein. Zum Beispiel kann sie von extremer Zuneigung und Hingabe zu plötzlicher Ablehnung und Feindseligkeit wechseln. Dies kann für die betroffenen Personen und ihre Beziehungspartner sehr belastend sein, da sie Schwierigkeiten haben, die Motivationen und Gefühle der Person mit Borderline-Persönlichkeitsstörung nachzuvollziehen.

Die drastischen Wechsel in den zwischenmenschlichen Beziehungen bei Borderline-Patienten können verschiedene Ursachen haben. Ein Faktor könnte die Empfindlichkeit gegenüber Ablehnung sein. Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung neigen dazu, Angst vor Zurückweisung zu haben und haben eine geringe Toleranz für Konflikte oder Spannungen in Beziehungen. Daher können sie bei der geringsten Wahrnehmung einer möglichen Ablehnung ihre Ansichten und Gefühle über eine Person radikal verändern.

Ein weiterer Faktor könnte die Instabilität des Selbstbildes sein. Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung haben oft Schwierigkeiten, eine kohärente und stabile Identität zu entwickeln. Dies kann dazu führen, dass sie andere Menschen als eine Art Spiegel betrachten, in dem sie ihr eigenes Selbstbild suchen. Wenn die wahrgenommenen Eigenschaften oder Verhaltensweisen einer Person nicht mit ihrem eigenen Selbstbild übereinstimmen, kann es zu einem drastischen Wechsel in der Wahrnehmung kommen.

Insgesamt kann der drastische Wechsel in zwischenmenschlichen Beziehungen bei Borderline-Persönlichkeitsstörung zu erheblichen Herausforderungen in der Beziehungsführung führen. Die Betroffenen können Schwierigkeiten haben, stabile und langfristige Bindungen aufrechtzuerhalten, da ihre extreme Wahrnehmung von anderen Menschen und ihre damit verbundenen Verhaltensweisen zu Konflikten und emotionaler Instabilität führen können. Eine angemessene Behandlung, wie zum Beispiel Psychotherapie, kann helfen, diese Muster zu erkennen und zu bewältigen, um eine stabilere zwischenmenschliche Beziehungsfähigkeit zu entwickeln.

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