Es gibt verschiedene Faktoren, die dazu beitragen können, dass Mädchen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) häufiger zum Ritzen neigen als Jungen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass nicht alle Mädchen mit BPS selbstverletzendes Verhalten zeigen, und dass Jungen genauso von BPS betroffen sein können.

1. Emotionale Intensität und Empfindsamkeit: Mädchen mit BPS können tendenziell intensivere emotionale Erfahrungen haben und emotional empfindlicher auf Stress reagieren. Diese emotionalen Schwankungen können dazu führen, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle angemessen zu regulieren und mit starken Emotionen umzugehen. Das Ritzen kann für sie eine Möglichkeit sein, mit diesen intensiven Emotionen umzugehen und vorübergehende Linderung oder Kontrolle zu empfinden.

2. Körperbild und Selbstwertgefühl: Mädchen mit BPS können häufig mit negativem Körperbild und geringem Selbstwertgefühl kämpfen. Sie können unter dem Druck stehen, den gesellschaftlichen Idealen von Schönheit und Perfektion zu entsprechen. Selbstverletzendes Verhalten wie das Ritzen kann eine Möglichkeit sein, mit diesen negativen Gefühlen umzugehen und eine Form der Selbstbestrafung für wahrgenommene Mängel oder Fehler zu sein.

3. Beziehungsdynamik: Mädchen mit BPS können Schwierigkeiten haben, stabile und befriedigende zwischenmenschliche Beziehungen aufrechtzuerhalten. Sie können Angst vor dem Verlassenwerden haben oder starke Verlustängste entwickeln. Das Ritzen kann in einigen Fällen als ein Versuch dienen, Aufmerksamkeit oder Zuwendung von anderen Menschen zu erlangen oder auch als eine Art, die Nähe oder Verbindung zu anderen durch die gemeinsame Erfahrung von Schmerz herzustellen.

4. Stigmatisierung und Scham: Mädchen mit BPS können sich aufgrund ihrer psychischen Gesundheitsprobleme stigmatisiert und ausgegrenzt fühlen. Dies kann zu einem erhöhten Gefühl von Scham führen. Das Ritzen kann als ein geheimes Verhalten dienen, das ihnen ermöglicht, ihre inneren Kämpfe zu verbergen und mit der Scham umzugehen.

Es ist wichtig anzumerken, dass diese Faktoren nicht ausschließlich für Mädchen mit BPS gelten und dass jeder Fall individuell ist. Selbstverletzendes Verhalten, einschließlich des Ritzens, ist ein komplexes Phänomen und kann von verschiedenen individuellen, sozialen und kulturellen Faktoren beeinflusst werden. Eine umfassende Behandlung, die psychotherapeutische Interventionen, Unterstützung des sozialen Umfelds und den Einsatz von Bewältigungsstrategien umfasst, ist entscheidend, um die zugrunde liegenden Probleme anzugehen und gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln.