Nikotinsucht

Die Nikotinsucht loszuwerden ist nicht einfach. Die körperliche Abhängigkeit endet nach einigen Tagen oder spätestens einigen Wochen. Doch die psychische Abhängigkeit bleibt lange im Kopf. Wer auf Zigaretten und Co. nicht verzichten kann, sollte sich Hilfe suchen: Nikotinersatzprodukte helfen bei der Überwindung körperlicher Entzugserscheinungen. Noch wichtiger sind psychologische Bewältigungsstrategien. Lesen Sie hier alle wichtigen Informationen zum Thema Nikotinsucht.

Nikotinsucht: eine Beschreibung

Seit Jahrzehnten werden Raucher in der Werbung als attraktiv, frei und weltoffen dargestellt. Trotz intensiver Aufklärungsbemühungen bleibt dieses Bild vielen im Gedächtnis. Tatsächlich sind die meisten Raucher einfach nikotinsüchtig. Die Chemikalie der Tabakpflanze beeinflusst sowohl den Körper als auch die Psyche des Rauchers. Zigaretten können sowohl beruhigend als auch erfrischend wirken. Das Risiko, vom Rauchen abhängig zu werden, ist hoch.
Rauchen ist keine Entscheidung mehr, sondern ein innerer Zwang. Spätestens dann ist das Vergnügen vorbei. Wenn Betroffene versuchen, den Konsum zu reduzieren oder ganz aufzugeben, beginnt der Kampf bei ihnen selbst. Selbst die besten Entscheidungen können nicht eingehalten werden, weil der Wunsch zu stark ist. Diese Dichotomie ist stressig. Der Griff zur Zigarette erfolgt automatisiert und soll den Druck verringern. Sucht ist ein Teufelskreis, der oft nur mit fremder Hilfe durchbrochen werden kann.

Nikotinsucht: Passivrauchen

Rauchen ist nicht nur für den Raucher gefährlich. Auch Personen, die den Rauch passiv einatmen, können verletzt werden. Besonders gefährlich ist es, wenn Frauen während der Schwangerschaft rauchen. Dadurch steigt das Risiko einer Frühgeburt, das Neugeborene wiegt bei der Geburt oft weniger und leidet häufiger unter dem plötzlichen Kindstod. Nikotin gelangt auch über die Muttermilch in den Körper des Babys. Je mehr die Mutter raucht, desto höher ist die Konzentration in der Muttermilch. Auch Kinder, die passiv dem Rauchen ausgesetzt sind, leiden darunter. Sie leiden häufiger als andere Kinder an Atemwegserkrankungen, Lungenentzündung und Mittelohrentzündung.
Nikotinsucht: Wie viele sind erkrankt?

Etwa 29 Prozent der deutschen Erwachsenen rauchen. Das sind etwa 20 Millionen Menschen. Etwa 31 Prozent der Männer rauchen Zigaretten und etwa 26 Prozent der Frauen.
Die Zahl der jungen Raucher im Alter zwischen 12 und 17 Jahren ist seit 2001 deutlich zurückgegangen: Damals lag sie noch bei 28 Prozent. Nach neuesten Untersuchungen aus dem Jahr 2014 ist sie inzwischen auf fast 10 Prozent gesunken. Jungen rauchen etwas häufiger als Mädchen (11 gegenüber 9 Prozent).

Dennoch ist die Nikotinsucht immer noch eine häufige Sucht. Raucher verkürzen ihr Leben durch den Konsum von Tabak um etwa zehn Jahre. In Deutschland sterben jedes Jahr etwa 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens.
Der Großteil des in diesem Land konsumierten Tabaks wird in Form von Zigaretten konsumiert – gefiltert oder ungefiltert, in Packungen oder handgerollt oder gefüllt. Eine untergeordnete Rolle spielen Zigarren, Zigarren, Pfeifen, Schnupftabak und Kautabak sowie Wasserpfeifen.

Nikotinsucht: Der giftige Dunst

Rohtabak wird aus den getrockneten Blättern der Tabakpflanze hergestellt. Der Verzehr der Pflanze – als Rauchmittel, Kautabak oder Schnupftabak – ist erst nach industrieller Verarbeitung möglich. Zigarettenrauch enthält mehr als 4.000 Bestandteile. Der Hauptwirkstoff ist Nikotin. Abhängig von der Herkunft der Pflanzen und der Art und Weise, wie der Tabak hergestellt wird, erhält der Raucher, Snuffer oder Kauer unterschiedliche Mengen der giftigen chemischen Verbindung. Neben Nikotin enthält Zigarettenrauch viele andere Chemikalien und Schwermetalle wie Wasserstoffanid, Benzol, Formaldehyd, Hydrazin, Vinylchlorid, Cadmium, Blei, Nickel, Chrom, Aluminium und Kohlenmonoxid. Mehr als 40 dieser Substanzen können nachweislich Krebs verursachen.
Nikotinsucht: Symptome

Gemäß der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen (abgekürzt ICD: Internationale Klassifikation der Krankheiten) müssen für die Diagnose einer Nikotinsucht mindestens drei der folgenden Kriterien für einen Monat oder mehrmals im Jahr erfüllt sein. getroffen mit:
  1. Ein starkes Verlangen (Craving) oder Zwang den Tabak zu konsumieren.
  2. Eingeschränkte Kontrolle über Beginn, Beendigung und Menge des Konsums.
  3. Auftreten von körperlichen Entzugserscheinungen, wenn der Konsum reduziert wird.
  4. Toleranzentwicklung: Der Konsum muss erhöht werden, um eine gleichbleibende Wirkung zu erzielen.
  5. Aufgabe oder Vernachlässigung von Interessen aufgrund des Substanzgebrauchs.
  6. Anhaltender Tabakkonsum trotz offensichtlich schädlicher Folgen.

Wenn sich der Körper an Nikotin gewöhnt, muss der Betroffene zunächst immer mehr konsumieren, um die gleiche Wirkung zu spüren. Typische Entzugserscheinungen sind erhöhte Reizbarkeit und Unruhe. Viele Raucher glauben, dass Nikotin Ängste lindert, aber auf lange Sicht verschlimmert es diese tatsächlich. Weitere Entzugserscheinungen sind verminderte Konzentration, Hunger, Schlafstörungen und Angstzustände.
Rauchen: Auswirkungen auf die Gesundheit

Obwohl Nikotin für die Wirkung und Sucht verantwortlich ist, sind andere Chemikalien im Tabakrauch vor allem gesundheitsschädlich. Die Auswirkungen des Rauchens wirken sich auf die Gesundheit des gesamten Körpers aus. In vielen Fällen ist Tabak sogar die Ursache für einen vorzeitigen Tod.
Die Atemwege eines Rauchers sind einer enormen chemischen Belastung ausgesetzt. Die potenziellen Langzeitschäden der Nikotinsucht reichen somit von chronischer Bronchitis bis hin zu Lungenkrebs. Rauchen begünstigt außerdem Arteriosklerose (Verhärtung der Blutgefäße), die schwere Durchblutungsstörungen verursachen kann. Auch Rauchen erhöht den Blutdruck und trägt somit zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei. Zu den gefürchteten Langzeitfolgen der Nikotinsucht zählen unter anderem die koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkt und Durchblutungsstörungen in den Arterien der Beine („Raucherbein“). Weitere Folgen sind Diabetes (Typ-2-Diabetes) sowie Schäden an Haut und Zähnen.

Nicht zuletzt erhöht Rauchen auch das Krebsrisiko. Dies gilt insbesondere für Lungenkrebs, Kehlkopfkrebs, Speiseröhrenkrebs und Mundhöhlenkrebs. Nikotinkonsum beeinflusst auch die Entstehung anderer bösartiger Tumoren wie Bauchspeicheldrüsenkrebs, Nierenkrebs, Magenkrebs und Leukämie. Etwa 25 bis 30 Prozent der Krebstodesfälle sind auf das Rauchen zurückzuführen.
Nikotinsucht: Ursachen und Risikofaktoren

Nikotinsucht wird durch verschiedene psychologische und biologische Faktoren verursacht. Nikotin verursacht sowohl körperliche als auch geistige Abhängigkeit.

Nikotinsucht: Rauchen ist ein erlerntes Verhalten

Die meisten Patienten begannen im Kindes- oder Jugendalter mit dem Rauchen. Aus Neugier oder Gruppenzwang greifen sie zur Zigarette. Viele verbergen ihre Unsicherheiten mit Zigaretten in der Hand.

Die erste Zigarette bringt kein gutes Gefühl. Denn der Körper reagiert auf die ersten Dosen Nikotin wie auf eine Vergiftung: Schwindel, vermehrter Speichelfluss, Herzrasen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall und Bewusstlosigkeit. Doch viele junge Menschen fühlen sich beim Rauchen „cool“ und nehmen zunächst den unangenehmen Geschmack und die Nebenwirkungen in Kauf. Die positive Gruppenatmosphäre, die durch das gemeinsame Rauchen entsteht, stärkt den Konsum sozial.

Auch als Erwachsener haben gemeinsam gerauchte Zigaretten einen sozialen Zweck. Das Rauchen nach Pausen und Mahlzeiten verbindet den Nikotinkonsum mit einem Gefühl der Entspannung und des Genusses. Sobald man den Zusammenhang zwischen Rauchen und bestimmten Situationen kennt, ist der Griff zur Zigarette nach dem Essen oder Ausgehen fast automatisch. Nikotinsucht: biologische Faktoren

Nikotinsucht entsteht, wenn das natürliche Belohnungssystem unseres Gehirns manipuliert wird. Ein Belohnungssystem ist überlebenswichtig. Es belohnt uns zum Beispiel dafür, dass wir essen, wenn wir hungrig sind. Zudem schüttet es den Botenstoff Dopamin aus, der für gute Laune sorgt. Beim Konsum von Nikotin wird mehr Dopamin ausgeschüttet. Der Griff zur Zigarette ist daher genauso lohnend wie Essen, Trinken und Sex. Allerdings überstimulieren regelmäßige Raucher das System. Die bisherige Nikotinmenge reicht für eine positive Wirkung nicht mehr aus. Diese Toleranzentwicklung und die damit einhergehenden Entzugserscheinungen beschreiben die körperliche Abhängigkeit einer Nikotinsucht. Der Körper benötigt immer mehr Nikotin. Nikotin wirkt durch die Ausschüttung von Botenstoffen auf die Psyche. Wir sprechen von einer psychotropen Wirkung. Nikotin erhöht die Aufmerksamkeit, unterstützt das Gedächtnis und erhöht die Stresstoleranz. Gleichzeitig wird das Aggressionsniveau gesenkt, Anspannung abgebaut und das Hungergefühl gemindert. Je nach Stimmung des Rauchers kann Nikotin sowohl beruhigend (z. B. in Stresssituationen) als auch anregend (z. B. bei Müdigkeit) wirken. Ein Mensch ist psychisch abhängig, wenn er glaubt, dass er unbedingt Tabak braucht.

Bei körperlicher und psychischer Abhängigkeit können Betroffene ihren Konsum kaum kontrollieren. Die unangenehmen Entzugserscheinungen der Nikotinsucht, die bei sinkender Nikotinkonzentration auftreten, bestimmen das Rauchen der nächsten Zigarette.

Nikotinsucht: Studien und Diagnose

Bei Verdacht auf eine Tabaksucht können Sie zunächst Ihren Hausarzt konsultieren. Um eine Nikotinsucht zu diagnostizieren, wird nach Ihrem Tabakkonsum gefragt. Als sehr wirksam hat sich der Fagerström-Fragebogen erwiesen, mit dem der Schweregrad einer Nikotinsucht erfasst werden kann. Der Fagerström-Test umfasst die folgenden Fragen:

Ihr Arzt wird auch Ihren körperlichen Gesundheitszustand überprüfen, um festzustellen, ob die Nikotinsucht bereits Folgen hat. Wenn ja, müssen sie angegangen werden.

Bei schwerer Nikotinsucht empfiehlt der Arzt eine therapeutische Behandlung. Bei entsprechender Motivation können auch weniger intensive Unterstützungsmaßnahmen wirksam sein. Ihr Arzt wird mit Ihnen über verschiedene Möglichkeiten sprechen, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn Sie nikotinabhängig sind. Nikotinsucht: Behandlung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Nikotinsucht zu behandeln, vom Nikotinpflaster bis zur Psychotherapie. Die Kostenhaftung ist von Land zu Land unterschiedlich und in der Regel gesetzlich geregelt. Viele Maßnahmen wurden nicht vollständig bezahlt oder erstattet. Welche Kosten für Abwesenheit und Behandlung übernommen werden, erfahren Sie am besten bei Ihrer Krankenkasse.

Nikotinabhängigkeit: Motivationsbehandlung und Kurzinterventionen

Kurzinterventionen zur Behandlung einer Nikotinsucht werden in der Regel von Ärzten oder Suchtberatungsstellen durchgeführt. Dazu erfasst man zunächst das Rauchverhalten und untersucht anschließend die Motivation, mit dem Rauchen aufzuhören. Durch kurze Motivationsgespräche wird ein Raucher dabei unterstützt, mit dem Nikotin aufzuhören. Auch Telefonberatungen und Selbsthilfegruppen bieten wirksame Hilfe im Kampf gegen die Nikotinsucht.

Nikotinsucht: therapeutische Behandlung

Verhaltenstherapeutische Gruppen und individuelle Interventionen haben sich bei der Raucherentwöhnung als besonders hilfreich erwiesen. In der Verhaltenstherapie wird das Verhalten des Betroffenen analysiert und alternative Verhaltensmodelle entwickelt. Der Therapeut fragt beispielsweise, welche Umstände und Situationen den Betroffenen zum Rauchen verleiten. Oft hängt es mit dem Stress zusammen, den die Zigarette reduzieren soll. Der Therapeut hilft dem Patienten, andere Wege zu finden, mit Stress umzugehen. Dabei spielen Entspannungstechniken und die Stärkung des sozialen Netzwerks eine wichtige Rolle.

Nikotinsucht: Nikotinersatztherapie

Eine weitere Möglichkeit, mit dem Rauchen aufzuhören, sind Nikotinpflaster, Kaugummis, Inhalatoren oder Sprays. Sie geben dem Körper eine bestimmte Menge Nikotin. Das Nikotinpflaster gibt kontinuierlich Nikotin ab. Abhängig von Ihrer bisherigen Einnahme beginnen Sie mit einer hohen Nikotindosis und reduzieren diese schrittweise. Nikotinpflaster halten zunächst den Nikotinspiegel im Körper aufrecht, sodass die Entzugserscheinungen nicht so stark auftreten.

Nikotinkaugummis und Nikotinmundsprays haben keine kontinuierliche Wirkung, sondern ihre Wirkung setzt nach dem Verzehr leicht verzögert ein. Nikotin-Nasensprays ahmen die Wirkung einer Zigarette am besten nach, machen jedoch stärker abhängig.
Die körperliche Abhängigkeit einer Nikotinsucht endet in etwa zwei Wochen. Die psychische Abhängigkeit bleibt jedoch bestehen und muss behandelt werden, um einen Rückfall zu verhindern. Wie lange der Heißhunger anhält, ist sehr unterschiedlich. In vielen Fällen ist eine Nikotinersatztherapie jedoch eine wirksame Möglichkeit, eine langfristige Raucherentwöhnung zu unterstützen. Nikotinsucht: ergänzende Interventionen

Jeder, der mit dem Rauchen aufhört, sollte einen Plan für die Organisation seines Tages haben. Störendes Handeln ist eine wichtige Unterstützung. Nüchternheit wird vor allem durch Sport gefördert. Andererseits geht es den Patienten besser und die Atmung wird leichter. Andererseits löst Sport die Ausschüttung von Wohlfühlbotenstoffen aus. Auch Freunde und Familie können einen wichtigen Beitrag leisten. Die Menschen in Ihrem Umfeld sollten über die Raucherentwöhnung informiert werden, damit sie den Betroffenen unterstützen können.

Nikotinabhängigkeit: Verlauf und Prognose

Je früher Sie mit dem Rauchen beginnen, desto größer ist das Risiko einer Abhängigkeit und langfristiger Schäden. Junge Menschen, die schon in sehr jungen Jahren rauchen, greifen meist auch zu Alkohol und Drogen. Deshalb ist es wichtig, insbesondere Kinder und Jugendliche vor Nikotin zu schützen. Als gute Vorbilder können Erwachsene einen positiven Einfluss auf jüngere Generationen haben.

Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Raucherentwöhnung ist die Motivation des Betroffenen. Nach längerer Abstinenz sinkt das Rückfallrisiko. Allerdings ist auch nach Jahren noch Wachsamkeit geboten. Bestimmte Gerüche oder Situationen können Erinnerungen an das gute Gefühl des Rauchens wecken. Daher muss immer wieder über die Nikotinsucht entschieden werden. 

 

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